(Text aus dem Alkopop Elternratgeber)
Alkoholkonsum im Jugendalter
Alkopops: Wirkstoffe
Alkopops: geschickte Marketingstrategie
Alkopops: Jugendschutz
Was Sie als Eltern tun können ...
Alkoholkonsum im Jugendalter
Jugendliche in Deutschland trinken wieder mehr
Alkohol. Diese Tatsache wird in engem Zusammenhang mit der Markteinführung der Alkopops
gesehen. Problematisches Verhalten wie „Kampftrinken“ oder „Komasaufen“ gilt
unter Jugendlichen oft nicht als verwerflich, sondern steigert das
Ansehen, schafft „local heros“. Vor allem spezielle MottoPartys
mit lockenden alkoholischen Freigetränken oder „happy-hour-times“ verführen
die Jugendlichen zum übermäßigen Trinken.
Der Wunsch, Alkohol zu trinken und
die Wirkungen des Alkohols zu testen, gehört zu den jugendtypischen Verhaltensweisen. Viele Jugendliche
beginnen damit zwischen dem 14. und 15. Lebensjahr, manche auch schon
früher. Allerdings bringt der Konsum von Alkohol nicht nur gesundheitliche,
sondern auch gesellschaftliche Probleme sowie Beziehungsprobleme mit
sich. Schlechtere Schul- bzw. Arbeitsleistungen, Steigerung der Aggressivität,
finanzielle Probleme, Gefährdung der Sicherheit im Straßenverkehr,
ungeschützter Geschlechtsverkehr, ungewollte Sexualerlebnisse können
Folgen sein. Alkohol bewirkt eine höhere Bereitschaft zu Gewalt,
Betrug und Diebstahl.
Dabei gehen die riskant trinkenden Jugendlichen ein
hohes Risiko ein:
Hohe Dosen Alkohol können die Pubertät und das Knochenwachstum
verzögern sowie die Knochenhärte reduzieren.
Die Folgen übermäßigen Alkoholkonsums auf Leber und übrige
Organe sind langfristig lebensbedrohlich. Das jugendliche Gehirn ist,
auch was die Suchtentwicklung angeht, lernfähiger als ein „erwachsenes“ Gehirn,
d. h. eine Alkoholabhängigkeit kann früher und schneller entstehen. Jugendliche
müssen lernen, ihren Alkoholkonsum zu kontrollieren,
denn Alkohol ist in unserer Gesellschaft überall präsent. Wer
dabei nicht lernt, sich abzugrenzen, ist schnell gefährdet.
Helfen Sie als Eltern mit, dem frühen Einstieg in den Alkoholkonsum
entgegenzusteuern.
nach oben Alkopops: Wirkstoffe
Alkopops sind in 0,3-Liter-Fläschchen fertig abgefüllte Getränke
in poppigem, bunten Design, in denen Limonade
mit hochprozentigen Spirituosen, wie z. B. Wodka oder Rum vermischt sind.
Sie werden auch „ready-to-drinks“ (RTD) genannt. Die Zahl
der unterschiedlichen Alkopops ist unübersichtlich, da laufend
neue Mischungen auf den Markt kommen. Einige Alkopops lassen vom Namen
her nicht einmal den Rückschluss zu, dass Alkohol enthalten ist. Der Alkoholgehalt von Alkopops kann von Marke
zu Marke variieren, liegt jedoch meist bei 5–6 Vol.-%.
So nehmen die Jugendlichen – oftmals ohne es zu merken – im
Schnitt 12 bis 13 Gramm Alkohol zu sich, so viel wie
in einem doppelten Schnaps.
Daneben gibt es auch Alkoholmischgetränke von Limonade, Saft und/oder
Aromastoffen mit Bier, Wein oder Sekt, die in 0,3- bis 0,5-Liter-Flaschen
mit oft ähnlich poppiger Aufmachung abgefüllt werden. Deren
Alkoholgehalt bewegt sich in der Regel zwischen 2–3 Vol.-%. Der
durch Zucker und Aromen geprägte Geschmack maskiert den bitteren
oder scharfen Geschmack des Alkohols, so dass auch Kinder diese Mischgetränke „wie
Limonade“ trinken können. Durch den hohen Zuckergehalt und
die enthaltene Kohlensäure gelangt der Alkohol schnell ins Blut:
So besteht die Gefahr, eine große Menge Alkohol in kurzer Zeit
zu sich zu nehmen, es kann schnell zu einem Alkoholrausch kommen. Dieser
führt im schlimmsten Fall zu einer Alkoholvergiftung, die wiederum
zur Atemlähmung und schließlich zum Tod führen kann.
Neben Zucker und Alkohol enthalten die „süßen Verführer“ auch
Farbstoffe und je nach Mixtur Koffein, Taurin, Inosit und Glucuronolacton,
wie sie in Energy-Drinks zu finden sind. Diese Stoffe sind als Wachmacher
oder Leistungsförderer bekannt.
nach oben Alkopops: geschickte Marketingstrategie Die Hersteller verpassen den Getränken bewusst ein jugendliches
Image, das vor allem eine sehr junge Käuferschicht anspricht. Insbesondere
Mädchen und junge Frauen gehören zur Zielgruppe für die
Mixgetränke. Eine Studie der Gesellschaft für Innovative Marktforschung
(GIM) hob drei wesentliche Charakteristika der neuen Getränke hervor,
die besonders bei jungem Publikum gut ankommen:
- Die Neudefinition der Flasche: In der Öffentlichkeit präsentiert,
wird der Flascheneigner zum Insider. Die Flasche
liegt zum einen gut in der Hand und dient als Werkzeug
zum Ausdruck von Gestik. Zudem hat sie den Vorteil, voll
tanzflächentauglich zu sein.
- Erfrischung statt
Rausch: Das Getränk
wird nicht wegen
Alkohol getrunken, sondern um den Durst zu löschen.
Besonders dies kann fatale Folgen haben. Bei hohen
Außentemperaturen (z. B. auch Disko/Party) steigt der
Alkohol schneller zu Kopf als unter üblichen Bedingungen.
- Mittel zur Identifikation: Jede Clique hat
ihr Erkennungsmerkmal. So dienen neuerdings Alkopops zur Charakterisierung
einer Subkultur.
Schließlich ist den Jugendlichen
das Image außerordentlich wichtig.
Hier passt die Feststellung: „Die Verpackung ist mehr als die
halbe Miete“. Offenbar auch wichtiger als der Geschmack, denn einige
Getränkehersteller legen viel Wert auf künstliche Zusätze
und die Getränke schmecken hauptsächlich nach Süß-
und Aromastoffen. Oder:
Der „krasse“ Geschmack unterstützt die Haltung Pubertierender „eben
immer ganz anders sein“ und dient so der Abgrenzung von (älteren)
Erwachsenen.
Die Marketing-Strategie der Alkoholindustrie geht auf:
36 % der 14- bis 17-Jährigen trinken einmal oder mehrmals
pro Monat Alkopops, 12 % sogar einmal pro Woche (Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung, Studie 2004).
Die Folge:
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die pro Jahr mit einer Alkoholvergiftung
ins Krankenhaus eingeliefert wurden, ist seit 2002 um 26 % gestiegen.
nach oben Alkopops: Jugendschutz
Die Jugendschutzbestimmungen (§ 9 JuSchG) für die Abgabe alkoholischer
Getränke lauten:
(1) In Gaststätten, Verkaufsstellen oder
sonst in derÖffentlichkeit dürfen
- 1. Branntwein, branntweinhaltige Getränke
oder Lebensmittel, die Branntwein in nicht nur geringfügiger
Menge enthalten, an Kinder und Jugendliche,
- 2. andere alkoholische Getränke an
Kinder und
Jugendliche unter sechzehn Jahren weder abgegeben
noch darf ihnen der Verzehr gestattet werden.
(2) Absatz 1 Nr. 2 gilt nicht, wenn Jugendliche von einer
personensorgeberechtigten Person begleitet werden. Diese Bestimmungen lauten im Klartext:
Ist Branntwein, wie z. B. Wodka, Rum, Tequila, etc. enthalten, darf das
Getränk erst an 18-Jährige abgegeben werden. Mixgetränke
mit anderen Alkoholarten,
wie z. B. Bier-Cola-Mix dürfen bereits an 16-Jährige abgegeben
werden.
nach oben Was Sie als Eltern tun können ...
- Bemühen Sie sich darum, dass Ihr Sohn/Ihre
Tochter so
spät wie möglich mit dem Alkoholkonsum beginnt.
- Begleiten Sie Ihren Sohn/Ihre Tochter dabei,
einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu erlernen.
Mäßiger Alkoholkonsum ist vielerorts Bestandteil unserer
Alltagskultur, daher machen strikte Alkoholverbote
nur wenig Sinn.
- Verbote nützen selten. Besser ist
es, wenn Sie gemeinsame Konsumregeln für alle Familienmitglieder
aufstellen.
- Bezüglich Alkopops sollten Sie Ihren
Sohn/Ihre Tochter
auf den hohen Alkoholgehalt aufmerksam machen.
Figurbewusste Jugendliche dürfte auch der hohe
Kaloriengehalt der süßen Mixgetränke interessieren:
Pro Flasche etwa 200 Kilokalorien.
- Sprechen Sie mit Ihren Kindern über
die Besonderheiten
von Alkopops. Überlegen Sie gemeinsam mit Ihren
Kindern, warum es notwendig ist Alkohol künstlich zuüberdecken
und was die Alkoholindustrie damit
erreichen möchte.
- Sensibilisieren Sie Verwandte, Bekannte, Freunde
und
Lehrer für die Alkopops-Problematik.
- Beauftragen Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn nicht,
alkoholische Getränke für Sie zu kaufen.
- Achten Sie in Ihrer Umgebung auf die Einhaltung
der
Jugendschutzbestimmungen. Sollten Sie von einem
Geschäft erfahren, das Alkohol an Minderjährige verkauft,
sprechen Sie mit den Verkäufern und Verkäuferinnen bzw. der
Geschäftsleitung.
- Wenn Sie bemerken, dass Ihr Sohn/Ihre
Tochter häufig
und/oder zu viel Alkohol trinkt, sollten Sie ein gemeinsames Gespräch
suchen, in dem Sie Ihre Sorge zum Ausdruck bringen. Machen Sie deutlich,
dass Sieübermäßigen Alkoholkonsum nicht tolerieren.
Sprechen
Sie über die Gefahren und Risiken des Alkoholkonsums. Setzen Sie Ihren
Sohn/Ihre Tochter nicht auf die Anklagebank, da Sie so nur eine Abwehrreaktion
ihres Kindes
provozieren.
- Vereinbaren Sie eine gemeinsame Abstinenzzeit
für alle
Familienmitglieder und sprechen Sie regelmäßig über
Ihre
Erfahrungen.
nach oben
Wenn Sie sich überfordert fühlen und ein Gespräch
mit ihrem Kind nicht mehr möglich ist, scheuen Sie sich nicht
professionelle Hilfe zu holen.
Hilfe bekommen Sie in Ihrer Nähe,
z. B. bei:
- Psychosozialen Beratungsstellen für
Suchtkranke und Gefährdete (PSB)
- Drogenberatungsstellen
- Jugendberatungsstellen
- Gesundheitsämtern
Seien Sie sich Ihrer Vorbildfunktion bewusst:
Sie müssen nicht völlig auf Alkohol verzichten, sollten jedoch
Ihrem Sohn/Ihrer Tochter einen maßvollen Alkoholkonsum vorleben.
Beobachten Sie Ihren eigenen Konsum und überlegen Sie, wie Ihr Verhalten
bei Ihren Kindern ankommt.
nach oben
Infos findet ihr unter
www.mindzone.info und www.süssesgift.de
Schlangenfotos mit freundlicher
Genehmigung von Max Held, snakeroom.de.
Hintergundbilder von dieblen.de.
Visuelle Konzeption und Entwicklung
schönereWelt! München.
Copyright
2004.
nach oben |